Eigentlich sitzt Donald Trump im fernen Weißen Haus. Seine Politik aber besitzt eine große Reichweite. Denn potenzielle Strafzölle könnten auch mittelständische Unternehmen am Bodensee treffen. Wie ETO MAGNETIC, das Auto- und Lastwagenbauer, Medizin- und Industrietechnikhersteller mit Kleinstbauteilen beliefert und das in den vergangenen Jahren zunehmend expandierte – nach Indien, China, Mexiko und in die USA. In Stockach jedoch steht das Herz des Unternehmens. Hier, in einem Konferenzraum im ersten Stock des Hauptgebäudes, spricht Geschäftsführer Michael Schwabe über die verschiedenen Herausforderungen des Unternehmens. Über Chancen, die sich ergeben, über Schwierigkeiten, die sich einstellen.
Seit rund einem Monat produziert ETO MAGNETIC, das schon seit Jahren in den USA aktiv ist, in einem neuen Werk in Michigan sogenannte Nockenwellenversteller. Durch sie sinkt der Spritverbrauch beim Autofahren um bis zu 20 Prozent. Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle sind dem Unternehmer jedoch ein Dorn im Auge. "Wir selber wären dadurch zwar nicht direkt betroffen", sagt Schwabe. Die Lieferkette des Unternehmens, das High-Tech-Bauteile für die Produktion in den USA aus Deutschland einführt, aber wären es sehr wohl. "Natürlich muss man überlegen, wie man mit einem solchen potenziellen Szenario umgeht", sagt Schwabe.
Dennoch ist der Geschäftsführer optimistisch. Die Entwicklung der Mobilität hin zum autonomen Fahren, wie sie besonders in den USA immer mehr um sich greift, versteht er als Chance für sein Unternehmen. "Wir bauen Sicherheitssysteme, die für den Schutz von Fußgängern und Radfahrern existenziell sind", sagt Schwabe. Ventile und Sensoren für Bremssysteme beispielsweise. Folglich sei dies eine zukunftsträchtige Sparte. Gleichzeitig sieht er in den spritsparenden Nockenwellenverstellern, die Verbrennungsmotoren effizienter machen, großes Potenzial für eine umweltfreundlichere Mobilität.
Keimzelle des Erfolgs, das ist für Schwabe die Innovationskraft seines Unternehmens. "Wir investieren jedes Jahr große Summen in die Forschung", sagt er. Und das zahlt sich aus. Bis in das Silicon Valley habe sich das bereits herumgesprochen. Um diese positive Entwicklung weiterhin zu gewährleisten, müsse man sich deshalb auch den Herausforderungen des Fachkräftemangels und der harten Konkurrenz um Fachpersonal stellen. Diese, so führt Jan Vogt an, der kaufmännische Leiter des Unternehmens, gehe Hand in Hand mit der Standortentwicklung – in Stockach und in der Bodenseeregion. "Der Standort ist wichtig, um die Attraktivität als Unternehmen zu gewährleisten", sagt er. Das bestätigt auch Landrat Frank Hämmerle während seines gemeinsamen Besuchs mit Thorsten Leupold vom Bodensee Standortmarketing bei ETO MAGNETIC. "Wir müssen zeigen: Am Bodensee gehen Fachkräfte nicht in eine Einbahnstraße, sondern in eine Innovationsregion", sagt Hämmerle, der jährlich rund 100 Unternehmen im Landkreis Konstanz besucht. Denn der Dialog zwischen Wirtschaft und Politik sei für die Region essenziell.
Südkurier Redakteur @: Lukas Reinhardt
Das Unternehmen
ETO MAGNETIC, 1948 von Christa und Hermann Laur in Oberuhldingen gegründet, verlegte im Jahr 1992 Hauptsitz und Produktionsstätte nach Stockach. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mittlerweile rund 2300 Mitarbeiter, wie Geschäftsführer Michael Schwabe verrät. Am Standort Stockach arbeiten rund 1150 Angestellte. Hier besitzt ETO MAGNETIC eine Produktionsfläche von 17 100 Quadratmetern. Zudem generierte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr mehr als die Hälfte des Umsatzes am Standort Stockach. (lre)